Missbrauchsvorwürfe: Die Musiker müssen sich deswegen vor Gericht verantworten
Sie stehen nicht nur wegen ihrer musikalischen Werke im Scheinwerferlicht. Die Musiker müssen sich mit Missbrauchsvorwürfen auseinandersetzen!
Hast du schon mal was von Melissa Viviane Jefferson gehört? Nein? Na gut, die meisten Leute dürften die Künstlerin unter dem Namen Lizzo kennen. Die amerikanische Sängerin ist nicht nur eine gefragte Größe in der Pop-, R&B- und Hip-Hop-Szene, sondern vor allem durch ihre musikalischen Texte auch ein absolutes Vorbild in Sachen Body Positivity und Diversität für viele Frauen und Männer da draußen. Doch seit einigen Tagen stehen heftige Missbrauchsvorwürfe über die Sängerin im Raum, die auf der ganzen Welt für ordentlich Aufruhr und einen großen Skandal sorgen.
Auf den nächsten Seiten erfährst du, was genau vorgefallen sein soll!
#1 Lizzo wird des Mobbings und sexueller Belästigung bezichtigt
Drei ehemalige Backgroundtänzerinnen des Popstars haben eine Klage eingereicht. Die Vorwürfe umfassen „sexuelle, religiöse und rassistische Belästigung, Diskriminierung aufgrund einer Behinderung, Körperverletzung und Freiheitsberaubung“ zwischen den Jahren 2021 und 2023. Das lassen die Anwälte der mutmaßlichen Opfer verlauten. Zwei der Performerinnen sollen zuvor entlassen worden sein. Die dritte Dame habe „wegen eines entsetzlichen Verhaltens“ von Seiten der US-Sängerin gekündigt.
Doch das ist noch nicht alles. In der Klageschrift, die der Nachrichtenagentur AFP vorliegt, wird auch von einem Vorfall in Amsterdam berichtet, der sich nach einem von Lizzos Konzerten zugetragen haben soll. Die Musikerin und ihr Team seien ins Rotlichtviertel gegangen, um dort eine Sexshow zu besuchen. Dort habe Lizzo einen Sprechchor eröffnet, der eine der Tänzerinnen dazu gedrängt haben soll, die Brüste einer nackten Frau in einem Club zu berühren. Um wieder Ruhe in die Gruppe zu bringen und dem ganzen Theater ein Ende zu setzen, hätte die Tänzerin nachgegeben und der Anweisung Folge geleistet.
Weiter behaupten die Performerinnen, dass die „Juice“-Interpretin sie aufgrund von Gewichtszunahmen kritisiert habe und es auch zu Beschimpfungen gekommen sei.
Nachdem die Vorwürfe den Weg in die Medienlandschaft gefunden haben, äußert sich nun eine weitere Person zu Lizzo:
Regisseurin Sophia Nahli Allison teilt ihre Erfahrungen mit Lizzo
Nachdem die drei Tänzerinnen die Klage öffentlich gemacht haben, meldete sich eine weitere Person, die ebenfalls keine wirklich schönen Erinnerungen an die gemeinsame Zeit mit Lizzo hat. Regisseurin Sophia Nahli Allison sollte 2019 die Dokumentation „Love, Lizzo“ zusammen mit der Sängerin realisieren. Doch bereits nach zwei Wochen beendete sie die Zusammenarbeit. Die Gründe für die Entscheidung kommunizierte sie nun offen in einer Instagram-Story. „Ich wurde von ihr respektlos behandelt und sah, wie arrogant, egoistisch und unfreundlich sie ist“, packt die Regisseurin aus. Außerdem wirft sie Lizzo vor, ein „extrem giftiges und feindseliges Arbeitsklima“ zu schaffen, welches „die Arbeit und Autorität anderer schwarzer und brauner Frauen untergräbt“. Das bekräftigt sie durch den Hinweis auf den Regisseur, der Schlussendlich die Regie bei der Dokumentation führte – und zwar Doug Pray, „ein weißer Cis-Mann“.
Die harten Vorwürfe lässt Lizzo nicht so einfach auf sich sitzen:
Lizzo gibt ein Statement zu den Missbrauchsvorwürfen ab
Zuerst ließ Lizzo mit einem Statement auf sich warten. Doch dann entschied sie sich schlussendlich doch dazu, via Instagram ein öffentliches Statement zu den Vorwürfen abzugeben, die nun im Internet über sie kursieren. „Die letzten Tage waren äußerst schwierig und eine überwältigende Enttäuschung“, beginnt sie ihren Beitrag. Sie nehme ihre Musik und ihre Performances sehr ernst, um ihren Fans das bestmögliche Erlebnis bescheren zu können. Weiter schreibt sie, dass das manchmal dazu führe, dass sie schwere Entscheidungen treffen müsse. Jedoch sei es nicht ihre Absicht, dass sich jemand dabei unwohl fühle. „Ich gehe sehr offen mit meiner Sexualität um und wie ich mich selber ausdrücke, aber ich kann nicht dulden, dass Leute das benutzen, um mich zu jemandem zu machen, der ich nicht bin“, lässt sie weiterhin verlauten. Respekt gegenüber Frauen würde für sie oberste Priorität haben. Sie wisse genau, wie es sich anfühle für seinen Körper verurteilt zu werden. Aus diesem Grund würde die „Truth Hurts“-Sängerin niemals eine Angestellte dafür kritisieren oder sie aus dem Grund feuern. Abschließend lässt sie ihre Fans noch wissen: „Ich bin verletzt, aber ich werde das nicht meine gute Arbeit, die ich geleistet habe, überschatten lassen!“
Nach ihrem Statement bekommt Lizzo von einigen Promi-Frauen Support:
Support: Cathy Hummels und Grimes stärken Lizzo den Rücken
„Eine übergewichtige, erfolgreiche Sängerin soll ihre ehemaligen Tänzerinnen gebodyshamt und rassistisch beleidigt haben. Sie hat selbst mit Bodyshaming und Diskriminierung zu kämpfen, nach eigener Aussage“, kommentiert Moderatorin Cathy Hummels einen Artikel der FAZ in ihrer Instagram-Story. Weiter schreibt sie, dass man die Wahrheit „leider nie zu 100 Prozent erfahren“ wird, die ganze Problematik allerdings bei den Medien liegen würde. Denn so würden laut ihrer Aussage Unwahrheiten schnell die Runde machen, „ohne überprüft zu werden“. „Menschen, die so etwas bewusst machen, um anderen zu schaden, gehören angezeigt und abgemahnt“, schreibt Hummels weiter. Für sie ist ganz klar: „Wenn dir Unrecht getan wird, kämpfe für dein Recht und deine Moral. Ein Kampf bringt immer Verlust, aber manchmal hat man schlicht weg keine andere Wahl!“
Auch die kanadische Sängerin Grimes stärkt Lizzo öffentlich den Rücken. Auf Twitter schreibt sie: „Ich liebe Lizzo. Ich sage nicht, dass ich den Leuten nicht glaube, wenn solche schlimmen Dinge passieren. Aber auch mir ist es passiert, dass Tänzer und Tänzerinnen bei ihrer Arbeit für mich auf eine Weise schlecht behandelt wurden, von der ich erst viel später erfahren habe. Vielleicht sieht es in der Sache schlecht für sie aus. Aber Loyalität ist mir wichtig. Und Lizzo war ein Jahrzehnt lang freundlich zu mir und anderen, bevor sie 'cool' war, und sie hat sich bei mir gemeldet, als niemand sonst sich um mich gekümmert hat.“
Ob Lizzos Fall letztlich vor Gericht landet, ist aktuell noch nicht gewiss. Die Anwältin Neama Rahmani merkt im Interview mit Us Weekly an: „Die meisten Fälle werden beigelegt. Aber ich kann mir vorstellen, dass dieser Fall vor Gericht kommt.“ Es liege ganz an Lizzo, wie der Fall nun weiter behandelt wird.
Nicht nur Lizzo steht gerade heftig wegen dieser Thematik in der Kritik. Auch der Musiker muss sich mit heftigen Vorwürfen auseinandersetzen:
#2 Till Lindemann soll Machtmissbrauch und sexuelle Übergriffe betrieben haben
Es kursierten schon lange Gerüchte über berüchtigte Aftershowpartys der Band Rammstein. Seit Mai 2023 gibt es allerdings einen großen Aufschrei in den Medien. Frontsänger Till Lindemann steht in der Kritik, Machtmissbrauch gegenüber weiblichen Fans ausgeübt zu haben. Zudem stehen auch sexuelle Übergriffe im Raum, die immer mehr junge Frauen publik machen. Unterschiedliche Medien wollen den mutmaßlichen Opfern eine Plattform bieten, ihre Geschichte zu teilen. Doch Till Lindemann selbst streitet jegliche Vorwürfe ab; erlaubt sich sogar spitze Kommentare bei seinen Konzerten. Mittlerweile wurden die Untersuchungen aufgrund mangelhafter Beweise eingestellt.
Weiter geht es mit dem nächsten Künstler:
#3 Marc Terenzi soll ein 15-jähriges Mädchen sexuell belästigt haben
Sänger Marc Terenzi machte bisher nicht nur mit Alkohol- und Drogeneskapaden Schlagzeilen. Auch ihm wird unterstellt, eine Frau sexuell belästigt zu haben. Diese soll gerade einmal 15 Jahre jung gewesen sein, als die Vorwürfe im April 2023 laut wurden. Das geht laut einem Bericht der BILD aus einer Anzeige hervor, die die Mutter des mutmaßlichen Opfers bei der Polizei in Leipzig erstattet hat. Der einstige Dschungelkönig soll der Tochter eines Musikmanagers mehrfach Nachrichten und Bilder zugesendet haben. Es gehe bei der Anzeige um zwei Vorfälle, die im Sommer 2018 und im Sommer 2022 stattgefunden haben sollen. Das Verfahren wurde „ohne jegliche Anerkennung einer Schuld“ im März 2024 eingestellt. „Das war eine lange Zeit und das Ganze hat meinem Leben geschadet und jetzt ist es vorbei“, zeigte sich der Musiker gegenüber taff erleichtert. Als Auflage müsse er zwar kein Geld zahlen, jedoch einen Täter-Opfer-Ausgleich leisten.
Der nächste Sänger steht ebenfalls unter Beschuss:
#4 Nick Carter soll eine 17-Jährige zu Oralsex genötigt haben
Kurz nachdem Aaron Carter tragischerweise ums Leben gekommen ist, musste sich sein Bruder Nick mit heftigen Vorwürfen um seine eigene Person auseinandersetzen. Anfang Dezember 2022 wurde bekannt, dass eine 39-Jährige Frau den Sänger der Backstreet Boys beschuldigt hat, sie im Jahr 2001 zu Oralverkehr genötigt zu haben. Zu dem Zeitpunkt sei sie 17 Jahre alt gewesen. Sie wollte sich damals ein Autogramm des Künstlers besorgen, wurde aber noch in den Tourbus von Carters Band eingeladen. Dort soll sich dann die Tat ereignet haben, gaben Anwälte gegenüber Page Six an. „Diese Behauptung über einen Vorfall, der sich angeblich vor mehr als 20 Jahren ereignet hat, ist nicht nur rechtlich unbegründet, sondern auch vollkommen unwahr“, ließ Carters Anwalt die Medien wissen. Jedoch gab es schon 2017 Vergewaltigungsvorwürfe gegen Nick Carter. Diese bestritt er damals ebenfalls. 2019 gab die Staatsanwaltschaft bekannt, keine Anklage zu erheben – der Fall sei verjährt.
Der Nächste in der Runde hat sicherlich nicht gedacht, dass eine ehemalige Liebschaft ein so unrühmliches Ende nehmen würde:
#5 Steven Tyler soll seine minderjährige Ex-Freundin seelisch und psychisch missbraucht haben
Dass eine ehemalige Liebelei für Steven Tyler eine so drastische Wendung nehmen würde, damit hätte er selbst wohl am wenigsten gerechnet. Mitte der 70er Jahre hat der Sänger der Band Aerosmith eine Beziehung zu einer minderjährigen Frau gehabt. Daraus machte er auch kein Geheimnis. Doch Ende 2022 ließ Julia Holcomb, jene Ex-Liebe, verlauten: Es habe nie eine romantische Beziehung gegeben. Dem heute 76-Jährigen wirft sie sexuelle Übergriffe, sexuelle Nötigung sowie die absichtliche Zufügung von seelischem Leid vor. Holcomb beschrieb Ende 2022 in einer eingereichten Klageschrift, dass sie „machtlos“ gewesen sei, „Tylers Macht, Ruhm und beträchtlichen finanziellen Möglichkeiten zu widerstehen“.
Nur ein Künstler wurde aus dieser Auflistung bisher verurteilt:
#6 R. Kelly sitzt wegen sexueller Ausbeutung im Gefängnis
Seit Jahren kursierten Gerüchte über R.Kelly, er habe unangemessene Beziehungen geführt. Angefangen hat das ganze Debakel im Jahr 1994. Da hat er die bereits verstorbene R&B-Sängerin Aaliyah illegal zur Frau genommen. Denn zu dem Zeitpunkt war die Musikerin gerade einmal 15 Jahre alt. Selbst in den Folgejahren standen immer wieder Missbrauchsvorwürfe im Raum. Dass er unter anderem Minderjährige sexuell ausgebeutet haben soll, wurde ihm 2021 zum Verhängnis. Dem „I Believe I Can Fly“-Interpret wurde der Prozess gemacht und sitzt nun im Gefängnis. Er hatte die Klage zurückgewiesen – jedoch ohne Erfolg. Ende Juni 2022 legte ein New Yorker Gericht die Haftstrafe auf 30 Jahre fest.