Udo Lindenberg: Panikrocker, Kunst, Apache 207 – alles Wissenswerte über den Sänger

Udo Lindenberg ist vor allem als nuschelnder Panikrocker mit Hut und Sonnenbrille bekannt. Wir blicken auf seine größten Erfolge zurück.

Udo Lindenberg hat mit 77 Jahren einen seiner größten Erfolge zu verzeichnen.
Quelle: IMAGO / Chris Emil Janßen

Er ist bekannt wie ein bunter Hund: Udo Lindenberg. Seine ersten kleinen Erfolge feierte der Musiker in den 80er Jahren. Sein Wiedererkennungsmerkmal: das Nuscheln beim Singen. Das hat er sich bis heute beibehalten. Zu seinem zusätzlichen Markenzeichen wurden später auch noch ein Hut und eine Sonnenbrille. Einige seiner Tracks kennst du vermutlich auch, wobei es vielleicht eher deine Eltern und Großeltern sind, die den Künstler feiern. Doch hinter dem Sänger steckt noch so viel mehr. Soundground nimmt dich auf den folgenden Seiten mit auf eine Reise durch Udos Leben. Denn es gibt bestimmt einige Dinge, die du noch nicht über das Allroundtalent wusstest.

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Die Karriere von Udo Lindenberg begann am Schlagzeug.
Quelle: IMAGO / POP-EYE

Udo Lindenberg startete seine Karriere am Schlagzeug

Udo Lindenbergs Karriere beginnt eigentlich schon viel früher und nicht erst in den 80er Jahren. Der am 17. Mai 1946 geborene Westfale gründete 1969 zusammen mit dem Jazz-Posaunist Peter Herbolzheimer die Band Free Orbit, in der er nicht nur den Gesang übernahm, sondern vor allem am Schlagzeug in Erscheinung trat. Seine Qualitäten an den Drums ermöglichten Lindenberg beispielsweise im Jahr 1970 in München eine Zusammenarbeit mit dem Jazz-Saxophonisten Klaus Doldinger. Was wahrscheinlich nur eingefleischte Fans auf dem Schirm haben: Bei der von Doldinger komponierten Titelmusik der ARD-Fernsehserie „Tatort“ wirkte Lindenberg als Schlagzeuger mit. Er trommelte in seiner Anfangszeit immer wieder in unterschiedlichen Bands.

Der Erfolg ließ noch ein wenig auf sich warten, wie du merken wirst: 

Udo Lindenberg floppte gelegentlich in seiner Anfangszeit als Musiker.
Quelle: IMAGO / United Archives

Erst Flop, dann Top

Kaum zu glauben, aber die „Lindenberg“-EP aus dem Jahr 1971, auf der der Musiker noch auf Englisch sang, war ein richtiger Flop. Im nächsten Jahr veröffentlichte er sein erstes deutschsprachiges Album unter dem Namen „Daumen im Wind“. Von diesem Album wurden nur sage und schreibe 7.000 Exemplare verkauft, jedoch wurde der Song „Hoch im Norden“ auf der B-Seite der Single „Sommerliebe“ im norddeutschen Radio ein großer Hit und machte Lindenberg überregional bekannt. Nach einer Tournee als Schlagzeuger der Band Atlantis brachte der Künstler 1973 das Album „Andrea Doria“ heraus, benannt nach dem 1956 gesunkenen Passagierschiff, und erzielte damit den kommerziellen Durchbruch. Die Hits „Alles klar auf der Andrea Doria“ und „Cello“ trugen maßgeblich zum Erfolg des Albums bei, das sich über 100.000 Mal verkaufte. Daraufhin erhielt Lindenberg den ersten Millionenvertrag eines deutschsprachigen Rockmusikers. Zu Beginn der 1970er Jahre nahm Lindenberg eine besondere Stellung ein, da er sich zwischen dem international ausgerichteten Krautrock und Schlagern befand und somit eine Nische fand. 

Der Hit sorgte für seinen endgültigen Durchbruch:

Udo Lindenberg gelang mit dem Song „Sonderzug nach Pankow“ der Durchbruch.
Quelle: IMAGO / United Archives

Der Panikrocker reist in den 80ern mit dem „Sonderzug nach Pankow“

1983 sollte das Jahr werden, in dem sich alles verändern sollte. Mit seiner Musik löste Udo Lindenberg regelmäßig Debatten aus, da er politisches Engagement zeigte. Das Lied „Sonderzug nach Pankow“ wurde bis dahin sein größter kommerzieller Erfolg und löste eine hitzige Diskussion in der Regierung der DDR aus, da der Künstlerdeutlich den Wunsch äußerte, in der DDR auftreten zu dürfen. Dies versuchte er bereits mehrere Jahre, traf allerdings immer wieder auf Ablehnung. Doch seine Hartnäckigkeit sollte schließlich belohnt werden. Am 25. Oktober 1983 durfte Udo Lindenberg schließlich doch im Palast der Republik in Ost-Berlin auftreten. Sein 15-minütiger Auftritt dort wurde vom DDR-Geheimdienst, dem Ministerium für Staatssicherheit, umfangreich überwacht.

Zu einem Politiker aus der DDR hatte Lindenberg eine sonderbare Beziehung:

Udo Lindenberg überreichte 1987 dem Politiker Erich Honecker eine Gitarre.
Quelle: IMAGO / Dieter Bauer

Lindenbergs sonderbare Beziehung zu Erich Honecker

Trotz seines Erfolgs mit dem „Sonderzug nach Pankow“ wurde es Lindenberg noch immer verwehrt, in Ostdeutschland auf Tour zu gehen. 1987 sorgte der Rocker für Aufsehen, als er dem kommunistischen Politiker Erich Honecker einen offenen Brief und eine Lederjacke zukommen ließ. Als Dankeschön erhielt er von Honecker eine Schalmei und einen Brief, in dem er laut Lindenbergs Website folgendermaßen reagiert: „Mit der Übersendung der Lederjacke haben Sie mir eine Überraschung bereitet, für die ich Ihnen danke. Wenn ich es recht verstehe, ist sie ein Symbol rockiger Musik für ein sinnvolles Leben der Jugend ohne Krieg und Kriegsgefahr, ohne Ausbildungsmisere und Arbeitslosigkeit, ohne Antikommunismus, Neofaschismus und Ausländerfeindlichkeit.“ Denn Lindenberg setzte sich zu der Zeit besonders für Frieden und den Klimaschutz ein. 

Im September des gleichen Jahres übergab Lindenberg bei Honeckers Besuch in Wuppertal ihm eine „nicht ganz günstige“ Gitarre mit der Aufschrift „Gitarren statt Waffen“. Trotz dieser intensiven Kontakte musste der Herzblutmusiker bis zum Fall der Mauer warten, um endlich seine lang ersehnte Tournee machen zu können.

Der Alt-Rocker hat allerdings noch viel mehr Talente:

Udo Lindenberg ist auch als Maler tätig.
Quelle: IMAGO / United Archives

Udo Lindenberg und die Kunst

Im Januar 1990 konnte Lindenberg mit dem neuen Panikorchester im Zuge der politischen Wende erstmals auf Tournee durch die DDR gehen. Mitte des Jahrzehnts wurde es allerdings etwas ruhig um den Künstler – zumindest aus musikalischer Sicht. Denn neben der Musik hat Udo Lindenberg noch eine weitere Leidenschaft: die Kunst. Er profilierte sich zu der Zeit hauptsächlich als Maler. Seine sogenannten „Likörelle“ entstanden mit Hilfe von Eierlikör, Blue Curaçao und anderen alkoholischen Getränken – und einem „Ejakulator“ (Schlagzeug), mit dem die Leinwände vollgespritzt wurden. Ebenso verarbeitete er 2006 seine Stasi-Akten in der Kunst. 

Sein musikalisches Comeback war ziemlich erfolgreich:

Im Alter von 62 Jahren stand Udo Lindenberg zum ersten Mal in seiner Karriere auch an der Spitze der deutschen Charts.
Quelle: IMAGO / Eventpress
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Erfolgreiches Comeback

Obwohl Udo Lindenberg nie wirklich von der Bildfläche verschwunden ist, wollte seine musikalische Rückkehr nicht auf Anhieb funktionieren. Man könnte meinen, dass der Rockmusiker schon einige große Erfolge in seiner Karriere zu verzeichnen hatte. Allerdings gab es den richtigen ersten Coup erst im Jahr 2008. Mit seinem 34. Studioalbum „Stark wie Zwei“  stand er im Alter von 62 Jahren zum ersten Mal in seiner Karriere auch an der Spitze der deutschen Charts. Dazu folgte eine ausverkaufte Tournee, viel Lob aus der Musikindustrie und zahlreiche Preise. 2011 folgte sein bis dahin größter Ritterschlag mit dem „MTV Unplugged“-Konzert in Hamburg. Neben einer eigenen Wachsfigur im Hamburger Panoptikum erhielt Lindenberg auch noch sein eigenes Musical „Hintern Horizont“ am Berliner Theater am Potsdamer Platz.

Doch erst mit 77 Jahren sollte das Allroundtalent seinen wohl größten Erfolg feiern:

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Udo Lindenberg auf Rekordjagd

Wenn du nach all den Infos denkst, dass Udo Lindenberg alles in seinem Leben erreicht haben müsste, was man als Künstler im Musikbusiness erreichen kann, dann lass dir gesagt sein: Nein, es geht noch so viel mehr. Anfang 2023 veröffentlichte der Alt-Rocker zusammen mit dem Rapper Apache 207 den Song „Komet“. Dass dieser Track ein Erfolgshit werden wird, war vielen Musikfans bereits klar. Was beide Musiker nicht erwartet haben, ist womöglich, dass ihr gemeinsamer Song wirklich wie ein Komet einschlagen würde. Denn das Lied ist nicht nur der langlebigste deutschsprachige Nummer-eins-Hit in der Geschichte der deutschen Single-Charts, sondern auch der am häufigsten auf der 1 platzierten Songs der offiziellen deutschen Single-Charts aller Zeiten – und das sogar mit einigen Unterbrechungen. Und all das hat die Rocklegende im Alter von 77 Jahren erreicht. Alle Achtung! Udo Lindenberg ist das beste Beispiel dafür, dass es sich lohnt, immer am Ball zu bleiben und seine Träume zu verfolgen – völlig egal wie alt man ist.

Pinterest Pin Bevor er Sänger war, startete Udo Lindenberg mit dem Musikinstrument