Larissa Rieß aka Lari Luke offenbart im Interview: „Jeder beschissene Gig kann der Beste werden!“

Larissa Rieß ist nicht nur im Radio und TV beliebt. Als DJ Lari Luke bringt sie auch Musik-Fans in Ekstase. Soundground hat sie zum Interview getroffen!

Larissa Rieß möchte als DJ Lari Luke durchstarten. Wir haben sie für euch zum Interview getroffen.
Quelle: IMAGO / Future Image

Einige kennen sie bereits aus Zeiten, als sie Ensemblemitglied beim „Neo Magazin Royale“ war. Andere kennen sie aus dem 1LIVE-Sektor und wieder andere kennen sie wiederum als Teilnehmerin bei „LOL: Last One Laughing“. Larissa Rieß ist einfach ein echtes Allround-Talent. Sie ist nicht nur eine erfolgreiche Radio- und Fernsehmoderatorin, sondern hat sich auch als Entertainerin und Schauspielerin einen Namen machen können. Musik-Fans und Festivalgänger*innen dürften sie allerdings auch als DJ kennen. Unter dem Namen Lari Luke legt sie nicht nur auf unterschiedlichen Events auf, sondern produziert auch ihre eigene Songs. Unsere Redakteurin Anna-Lena hat Lari zum Interview getroffen, mit ihr über ihren musikalischen Werdegang gequatscht und ob Frauen es als DJ schwerer haben als die Männer in der Szene.

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Soundground: „Wann hast du gemerkt, dass dir Musik im Blut liegt?“

Lari Luke: „Ich glaube schon als Kind. Ich habe früh damit angefangen, Blockflöte, Cello und Klavier zu spielen und ich wollte alles Mögliche ausprobieren. Während meines Studiums wollte ich das Ganze noch ein bisschen vertiefen und habe dann angefangen, selbst Songs zu schreiben und habe mir Gitarrespielen beigebracht. Dann habe ich in kleinen Bars meine eigenen und Coversongs gespielt und mich währenddessen mit der Gitarre begleitet. Das hat aber keinen so richtig interessiert. Irgendwann habe ich aber gemerkt, dass das Singer-Songwriting schon gut ist. So wie ich mich charakterlich entwickelt habe, so hat sich dann auch meine Musik weiterentwickelt und auch meine Musikpräferenz. Irgendwie hatte ich Bock auf was Härteres, House, Bass und Techno und so. Und dann dachte ich mir, ich gehe einfach in die Richtung und dann leg ich einfach auf.“

Soundground: „Gibt es Künstler*innen, die dich in deiner Jugend und in deinen frühen 20ern geprägt haben?“ 

Lari Luke: „Das waren immer verschiedene. Ich sage auch in jedem Interview immer verschiedene Namen, die mir dann immer so zufällig einfallen. Also es gab ganz viel Musik von Angus & Julia Stone zum Beispiel, die mich beeinflusst haben, also vom Singer-Songwriting her. Aber irgendwann fand ich auch die Produktionen von David Guetta geil. Genauso hat sich das dann irgendwie entwickelt zwischen Dom Dolla, der jetzt gerade auch einen totalen Hype hat, was ich mega cool finde, weil ich Dom Dollas Musik so geil finde.“

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Soundground: „Warum hat es dich nie so richtig in eine Großstadt gezogen, um dort Musik zu machen?“

Lari Luke: „Ich war schon in der Großstadt. Ich dachte auch immer, ich möchte in die Großstadt. Also ich habe in Barcelona gelebt, in Berlin, in Köln, Stuttgart und in München. Es gibt für jede Stadt eine bestimmte Zeit im Leben, in der diese Stadt dann richtig ist. Das war für mich in der Zeit. Ich habe mich nie nach der Stadt orientiert, sondern eher nach den Jobs. Was gibt es da für mich? Was kann ich da lernen? Was kann ich da arbeiten? Und dann war das immer gut. Und da war gleichzeitig das viele Reisen, dieses Laute sozusagen an meinem Job, Und dann bin ich halt nach Heidelberg gekommen und habe gedacht: ‘Das ist jetzt mein Ort!’  Aber das wäre es vor zehn Jahren zum Beispiel nicht gewesen. Da wäre Heidelberg für mich einfach nicht gut gewesen. Und jetzt gerade ist aber so die richtige Zeit und jetzt lebe ich seit fünf Jahren wieder in Heidelberg. Und das tut mir sehr, sehr gut. Das ist sehr gesund für mich.“

Soundground: „Du bist nicht nur auf Festivals ein angesagter Act, sondern auch auf deinen eigenen Clubtouren. Was macht das mit dir, vor ausverkauften Locations zu spielen?“

Lari Luke: „Das ist wirklich krass. Ich muss auch sagen, das erleichtert es mir so ein Stück weit, weil ich immer noch immer sehr aufgeregt vor den Gigs bin. Irgendwann kennt man die Festivals, man kennt auch die Clubs und so. Aber manchmal kommst du halt natürlich an Orte, die du halt noch gar nicht kennst. Also selbst bei Veranstaltungen, bei denen ich wirklich denke, hier wird sich kein Lari Luke-Fan hin verirren, selbst da sind immer Fans da, die mir so ein bisschen Heimatgefühl geben. Ich muss während der ersten zwei Songs immer wieder in die Crowd gucken und schauen, wen ich da so finde und dann weiß ich immer, dass ich nicht alleine da bin. Da sind immer Leute, die irgendwie zu mir gehören. Ich gehe in der Regel nie mit Freunden zu den Gigs. Ich habe immer nur Pat (mein Tourmanager) und Jonas (mein Videograf) dabei. Das klingt auch ein bisschen traurig für mich, aber es ist halt wirklich traurig.“ (lacht)

Soundground: „Finde ich ehrlich gesagt nicht. Ich finde das eigentlich ganz schön, wenn man mit einem kleinen Kreis unterwegs ist. Die Leute sind doch irgendwo Ankerpunkte.“

Lari Luke: „Genau, genau, exakt. Also es ist wirklich so, dass man manchmal irgendwo hin kommt, wo man einfach noch so ein bisschen braucht, bis das Publikum warm wird. Und ich weiß dann einfach immer, ich muss einfach die richtigen Leute angucken. Dann fühle ich mich gleich wieder gut und ich weiß, dass ich den Gig auch gut meistern werde.“

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Soundground: „Hast du ein Erlebnis, das dir besonders in Erinnerung geblieben ist, weil es besonders schön oder schrecklich war? Oder sogar beides?“

Lari Luke: „Ja, da fällt mir spontan eins ein, bei dem beides der Fall war. Das war die Pre-Party von Rock am Ring. Das war eines der ersten Festivals, auf denen ich gespielt habe. Und ich wusste überhaupt nicht, was ich spielen sollte, weil ich meine Rock am Ring, weißt du? Ich spiele halt House, zu der Zeit hab ich noch mal deutlich mehr Basshouse, Dubstep, Drum'n'Bass und so gespielt. Irgendwann höre ich so zwei Typen in der ersten Reihe mit orangen Bauarbeiterwesten, die die ganze Zeit den Namen des DJs geschrien haben, der nach mir aufgelegt hat. Sowas ist halt ultra asozial, wenn man das macht. Die haben dann auch gerufen: ‘Verpiss dich von der Bühne, du Schl***e!’ und so. Irgendwann habe ich mich gar nicht mehr getraut, ins Publikum zu gucken und gar nicht zu schauen, ob meine Musik ankommt oder nicht, weil ich so verunsichert war und auch einfach Angst hatte. Später kam eine Stelle in dem Song ‘Kick Out The Epic Motherfucker’ von Dada Life, die so ganz, ganz ruhig ist. Plötzlich guckte ich in die Menge und alle machten einen Sitdown, um beim Drop gemeinsam hochzuspringen, ohne dass ich was sagen musste, weißt du? Oft musst du als DJ natürlich die Leute animieren. Das musste ich nicht machen. Das haben die Leute von alleine gemacht. Dann fing irgendwann auch noch an die komplette Meute zu klatschen. Das war so krass. Und das Lustige war: Als ich am Ende rausgegangen bin, kam einer von diesen zwei Typen mit diesen Westen, die mich vorher noch beschimpft haben, zu mir und meinte: ‘Ey, voll die coole Show!’ Ich dann so: ‘Ey, du hast mich die ganze Zeit beschimpft!’ Er wollte dann alles abstreiten, aber hat sich schlussendlich doch für sein Verhalten entschuldigt. Von daher war das so ein krasses Schlüsselerlebnis. Jeder beschissene Gig kann am Ende der beste Gig werden!“

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Soundground: „Allein bei der Vorstellung kriege ich schon direkt Gänsehaut. Du bist ja auch ein echtes Allround-Talent, aber auch Mama. Erst kürzlich hast du dich dazu entschieden, beim Radio und TV etwas zurückzuschrauben, um mehr Zeit für die Musik zu haben. Ist dir die Entscheidung schwergefallen?“

Lari Luke: „Ja, die Entscheidung ist mir wirklich sehr schwer gefallen. Ich will nicht wie so ein Roboter oder eine Maschine sein, die alles erledigt, sondern ich will den Job, den ich mache, spüren. Ich will ihn nicht erledigen. Und ich habe einfach gemerkt, das geht halt nicht, wenn ich 2.000 Dinge auf einmal mache. Irgendwann habe ich mir gesagt, dass ich was ändern muss. Deswegen mache ich jetzt erst mal kein Fernsehen mehr und auch kein Radio. Jetzt mache ich erst mal nur Musik, weil ich das einfach jetzt fühle, weil ich mich auch jetzt trauen will. Und es lässt sich auch einfach am besten mit der Familie vereinbaren, muss ich halt auch sagen. Jetzt bin ich total glücklich damit. Und TV und Radio sind ja nicht aus der Welt.“

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Soundground: „Der Beruf des DJs ist von Männern dominiert. Wie schwer haben es weibliche DJs in der Musikbranche?“

Lari Luke: „Nee, im Gegenteil. Ich würde eher sagen, dass Frauen gerade viele Vorteile haben. Ja, es gibt weniger Frauen als Männer, die auflegen. Man muss natürlich auch den Grund wissen, warum das so ist. Ich würde sagen, dass ich mich nicht als weiblicher DJ aufgrund meines Geschlechts ausgeschlossen oder nicht ernst genommen fühle oder Ähnliches. Ich sehe mich da auch nicht als eine Art Opfer, das jetzt Hilfe in der Branche braucht, weil so viele Männer um mich rum sind und ich nicht weiß, wie ich weiter komme. Sondern ich finde, man muss halt betrachten, dass der Beruf des DJs ein technischer Beruf ist. Wir wissen ja heute, dass Männer deutlich öfter technische Berufe ausüben, im Gegensatz zu Frauen. Dementsprechend ist die Zahl der Männer, die dann zum Beispiel auf großen Festivals auflegen, natürlich auch höher. Meiner Meinung nach interessieren sich Frauen weniger für technische Berufe. Das ist ja auch belegt. Frauen wählen eher soziale Berufe. Im Singer-Songwriter-Tum sind beispielsweise unglaublich viele Frauen vertreten. Also ich würde behaupten, dass es wahrscheinlich mehr Frauen sind als Männer. Und jetzt ist es so, dass sogar gefordert wird, dass mehr Frauen auflegen sollen, wo ich auch nicht verstehe warum, weil es ist scheißegal, wer auflegt. Die Musik soll einfach nur gut sein, der DJ soll mich entertainen. Ich finde, es gibt ganz andere Probleme, die Frauen in der Branche haben. Das ist eher die Frage der Sicherheit. Es ist nicht geil, als weiblicher DJ nach einem Gig alleine aus dem Klub zu laufen, weißt du? Du verdienst vielleicht nicht genug, um dir ein Taxi zu leisten. Dann musst du mit dem Zug, mit der Bahn oder mit dem Bus nach Hause fahren. Das sind eher Sachen, bei denen ich eher sagen würde, dass Frauen da gefährdeter sind als Männer.“

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Soundground: „Interessanter Punkt, der wirklich mal zum Nachdenken anregen sollte. Viele Künstler*innen und DJs produzieren ihre Songs so, dass sie oft hintereinander gestreamt werden können, um möglichst hoch in den Charts positioniert zu werden. Legst du da auch Wert drauf?“

Lari Luke: „Nee, null. Ich halte mich gar nicht daran. Wenn ich mich daran orientieren würde, dann wäre meine Musik auch nicht so wie sie ist. Vielleicht wäre sie dann erfolgreicher, wenn ich nach bestimmten Regeln produzieren würde. Aber das ist mir egal. Mir wurde zwar schon geraten, dass ich mich an einem roten Faden entlang arbeiten sollte, aber das kann ich nicht. Ich kann nur die Musik machen, die einfach aus mir rausgesprudelt kommt. Und wenn ich jetzt auch noch darauf achten müsste, dass meine Tracks genau zwei Minuten lang sind und die Sachen erfüllen, damit sie irgendwie auch auf TikTok groß werden und so, da hab ich gar keinen Bock drauf. Wenn Künstler*innen das Gefühl haben, die Leute hören einfach lieber gerne zwei Minuten, dann finde ich es völlig in Ordnung, wenn er oder sie sich dem Ganzen anpassen. Am Ende des Tages will man ja auch, dass die Musik gehört wird und wenn einer sagt, dass er den Menschen das gibt, was sie hören wollen und sich darauf fokussiert, finde ich persönlich voll okay. Nur ich arbeite so einfach nicht.“

Soundground: „Gibt es eine Traum-Zusammenarbeit von dir, die du dir unbedingt noch ermöglichen möchtest?“

Lari Luke: „Auch da sage ich immer verschiedener Leute. Im Moment bin ich großer Dom Dolla-Fan und würde gerne mit ihm zusammenarbeiten, weil ich ihn einfach so krass finde. Nicht nur produzententechnisch, sondern auch seine Lifesets sind überragend, finde ich. Aber es ist nicht so, dass ich den Traum habe, mit dieser und jener Person irgendwann mal ein Feature zu machen. Da arbeite ich jetzt auch nicht hin oder so. Das kann auch wieder jede Woche wechseln. Da bin ich echt ein Fähnchen im Wind. (lacht) Nächste Woche kommt irgendwer mit einem krassen Song und dann sag ich so ‘Mit dem brauch ich unbedingt ein Feature!’ und dann ist es nächste Woche jemand anderes.“

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Soundground: „Wir wissen alle, dass du bekennender Disney-Fan bist. Bei welchem Disney-Film würdest du gerne einen Song beisteuern?“

Lari Luke:‘Die Eiskönigin’.“

Soundground: „Ich habe es fast befürchtet.“ (lacht)

Lari Luke: „Das ist der beste Film, der jemals von Disney gemacht wurde. Ich kann ihn in- und auswendig sprechen und alle Lieder mitsingen. Ich möchte einfach, dass ganz viele Leute wissen, wie toll dieser Film ist, obwohl ich damals eigentlich schon zu alt war, um den Film richtig kennenzulernen. Da war ich schon erwachsen. Aber ich liebe ihn über alles, liebe die Musik, liebe die ganzen Sänger, die die Lieder gesungen haben. Ich finde ihn einfach geil.“

Soundground: „Mit Hinblick darauf, dass du bei Warner Music einen Plattenvertrag unterschrieben hast: Was können wir in Zukunft von Lari Luke erwarten?“

Lari Luke: „Ganz viel neue Musik. Ich habe mich auch dieses Mal wieder mit meiner Musik weiterentwickelt, so wie immer. Da bin ich auch sehr, sehr fleißig. Vor allem bin ich gespannt, wie alle darauf reagieren werden.“

Pinterest Pin Lari Luke spricht über ihr schlimmstes Festival-Erlebnis