Bushido vs. Fler: Warum wurde aus der Freundschaft der Rapper Hass?

„Zeiten ändern dich“ hieß schon der Song und der gleichnamige Film von Bushido über sein Leben als junger, aufstrebender Rapper. Der Titel, der 2010 ein Riesenerfolg war, würde sich auch für den weiteren Verlauf von Bushidos Leben bewahrheiten. Denn während Bushido damals noch mit einem jungen Nachwuchskünstler, der sich Fler nannte, die Bühne teilte, wurde aus dieser Freundschaft über die Jahre Hass. Aber wie kam es überhaupt so weit? Wann begann das Band zwischen den einstigen Freunden zu reißen? Und wie konnte das alles in einem Haftbefehl gegen Fler münden?

Wir wagen einen Blick zurück und untersuchen die Timeline der Beziehung zwischen den beiden kontroversen Künstlern ...

Fler und Bushido: Am Anfang war es Freundschaft

Patrick Losenský, wie Fler bürgerlich heißt, wurde 1982 in West-Berlin geboren. Seine Kindheit war nicht leicht, mit 15 Jahren kam er zuerst in eine psychiatrische Behandlung, dann in ein Heim. Dort begann er eine Ausbildung zum Maler und Lackierer. Doch mit dem bürgerlichen Leben sollte es nichts werden, denn dann lernte er bald den knapp vier Jahre älteren Anis Mohamed Youssef Ferchichi kennen. Schnell freundeten sie sich an und machten sich u.a. in der Berliner Sprayer-Szene einen Namen. Losenský brach seine Ausbildung schließlich ab, denn gemeinsam mit Ferchichi begann er zu rappen. Unter dem Namen Bushido sollte Patricks Freund bald berühmt werden. Gemeinsam gingen sie zum Plattenlabel „Aggro Berlin“, wo sie auch mit Sido und B-Tight zusammenarbeiteten. Bushido wurde zu Beginn der 2000er-Jahre damit schnell zu einem der größten Stars des deutschen Gangster-Raps. 

Und auch Fler sollte bald an diesem Erfolg teilhaben ...

Fler: Große Karriere dank Bushido?

Bushido nahm seinen Freund Patrick, den wir bald nur noch als Fler kannten, unter seine Fittiche. 2002 rappten die beiden zusammen auf dem gemeinsamen Kollaboalbum „Carlo Cokxxx Nutten“. Fler nannte sich hier noch Frank White. Auch auf Bushidos Album „Vom Bordstein bis zur Skyline“ war Fler zu hören. Damit gelang ihm selbst der Sprung in die Gangster-Rap-Olymp und er bekam 2003 einen Vertrag beim berüchtigten Label „Aggro Berlin“. Und das zahlte sich für ihn aus: Flers erste Single „AggroberlinA" aus dem Jahr 2004 erreichte Platz 59 der deutschen Charts. Für einen Neueinsteiger nicht schlecht. Sein Soloalbum „Neue Deutsche Welle" ein Jahr danach debütierte auf Platz 5 und hielt sich 16 Wochen. Viele Kolleg*innen sind der Meinung, dass Fler dies ohne die Hilfe seines Freundes Bushido nicht so schnell so steil nach oben geschafft hätte. 

Doch warum zerbrach die Freundschaft dann?

Konflikt #1: Bushidos Austritt aus „Aggro Berlin“ (2004)

Wie sagt man so schön: Nichts Gutes hält ewig. Nur ein Jahr nachdem Fler sein erstes Album auf den Markt gebracht hatte, entschied sich Bushido dazu, neue Wege zu gehen. Er verließ „Aggro Berlin“ 2004 für „Universal/Urban“ und gründete „Ersguterjunge“ mit D-Bo. Die Vertragsauflösung bei „Aggro Berlin“ wurde angeblich durch Gewalt von Arafat Abou-Chaker vorangetrieben. Bushido stimmte zu, Arafat Abou-Chaker 30% seiner Einnahmen zu geben, um die Angelegenheit zu klären. Für Fler war dies offenbar ein Affront, durch den es zwischen den einstigen Freunden zum Zerwürfnis gekommen sein soll. 

Und auch die nächste Eskalationsstufe sorgte für Drama ...

Konflikt #2: Fler wurde durch Baba Saad ersetzt (2005)

Es blieb nicht bei dem Abseilen von „Aggro Berlin“: Bushido remixte gemeinsam mit Ilan Rammsteins „Amerika“. Im Oktober 2004 veröffentlichte er „Electro Ghetto“ bei Universal, das auf Platz 6 der deutschen Albumcharts landete. Er war also ein reiner Erfolgsgarant, den er jetzt ohne seine alten Kumpels „Aggro Berlin“ zelebrierte. 2005 folgte als Sonny Black dann „Carlo Cokxxx Nutten II“, das Platz 3 erreichte. Und hier mussten Fler-Fans (und Fler vermutlich selbst) ganz stark sein, denn Bushido tauschte seine alten Partner einfach aus. Anstelle von Fler kooperierte Bushido nun mit Baba Saad.

Doch auch Fler war nicht untätig ...

Konflikt #3: Der Flerräter

Fler hatte offenbar Bock auf Beef. Im Januar 2005 löste er mit seiner Antwort auf Eko Freshs Diss-Track „Die Abrechnung“ großes Aufsehen aus. In „Hollywoodtürke“ attackierte er gleich drei Rapper auf einmal: Eko Fresh, Royal Bunker und Bushido. Es folgten Reaktionen von Royal Bunker („Wer? Fler?“) und Bushido („Flerräter“), mit Eko Fresh als Gast. Fler setzte den Beef fort mit „Du Opfer“. jedoch nur gegen Eko Fresh. Denn offenbar fühlte er sich mit dem Streit alles andere als wohl und wollte die Differenzen mit Bushido zu klären. Die Beteiligten dementierten Spekulationen über Promotionszwecke. 2008 griffen Bushido und Kay One in „S.I.D.O.“ Sido, „Aggro Berlin“ sowie Fler, Alpa Gun und Silla an.

Doch zwischen 2008 und 2009 hatten wohl Bushido und Fler genug von ihrem Streit. Als Fler „Aggro Berlin“ schließlich verließ, wurde das Label aufgelöst und Fler begann bei „Erstguterjunge“ eine zweite, gemeinsame Karriere mit Bushido.

Aber dem Frieden sollte man nicht zu lange trauen ...

Konflikt #4: Fler zwischen Kay One und Bushido (2014)

Die Wege der beiden Rapper trennten sich 2011, als Fler sein eigenes Label „Maskulin“ gründete. Eine Zeit lang war es in der Öffentlichkeit still um die Beziehung der Jugendfreunde. Doch Ende 2013 war das vorbei, denn nun entbrannte ein Streit zwischen Bushido und Kay One, der die gesamte Rap-Fanszene in Atem hielt. Als ein Fan Fler nach seiner Meinung dazu auf Twitter fragte, antwortete dieser neutral: „Ich habe kein Problem mit Kay.“ Bushido sah dies offenbar als Verrat an und kritisierte es heftig: „Ein absolutes Unding“ und „einer der größten Fehler“. In einem Tweet verwies Bushido mit den Hashtags #nichtproistcontra und #feminin auf Flers Label „Maskulin“.

Im Januar 2014 erklärte Bushido dem Hip-Hop-Magazin „Backspin“, dass er seit vier Jahren bewusst jeden Kontakt zu Fler vermieden habe und sogar geschäftliche Angebote abgelehnt habe. Im September 2014 eskalierte der Streit erneut auf Twitter. Fler drohte Bushido mit Gewalt und schlug einen direkten Kampf vor. Bushido beschuldigte Fler, nur wegen seiner Zusammenarbeit mit der Polizei groß zu reden, und bezeichnete ihn als „31er Hund“, was einen Verräter im Drogenslang bedeutet. Fler reagierte kühl: „Ich will mit so einem Dreck wie dir nichts zu tun haben.“

Kaum zu fassen, dass die beiden sich danach noch einmal vertrugen. 2016 brachten sie dann tatsächlich noch mal zwei gemeinsame Lieder heraus („Attitude“ und „CCNDNA“). Doch leider blieb es nicht bei der Versöhnung ...

Konflikt #5. Der Kampf um Produzenten

Bei ihrer Versönhung 2016 sagte Bushido über Fler, ihr Verhältnis sei doch „immer okay“ gewesen, man habe sich ja nie im Todesstreit miteinander befunden. Er erklärte: „Das ist, als ob du ein Kind mit einer Frau hast (...) Auch wenn du mit der nicht mehr zusammen bist, hast du aufgrund des Kindes immer was mit ihr zu tun. So ist das halt auch ein bisschen mit Fler.“ Das Kind stehe hierbei für die gemeinsame Vergangenheit.

Der Frieden blieb nur von kurzer Dauer und bald verschärfte sich ihre Beziehung der beide erneut, als einige aus Flers Umfeld von Bushido „abgeworben“ wurden. Dies führte zu einem anhaltenden Kontaktabbruch. Flers Album „Flizzy“ von 2018 enthielt mehrere Sticheleien gegen Bushido, während Gastmusiker Sinan G ihn direkt verbal attackierte. Trotzdem erklärte Fler in Interviews, dass das Thema Bushido für ihn erledigt sei. Seit Bushidos Auseinandersetzung mit Capital Bra und Samra eskalierte der Streit zwischen Fler und Bushido weiter. Fler beleidigt Bushido in Instagram-Videos und Interviews, nennt ihn unter anderem eine „Ratte“, „Hund“ und „Parasit“, der täglich „eklige Dinge“ tun würde.

Und es blieb nicht zwischen bloßen Streitigkeiten ...

Konflikt #6: Die Vermögensauskunft

Im Jahr 2023 wurde ein weiterer Konflikt zwischen Bushido und Fler publik. Dieses Mal ging es nicht um Worte, sondern um Geld. Offenbar schuldet Fler seinem alten Kollegen und ehemaligem Kumpel Geld, denn Bushidos Anwältin fordert eine Vermögensauskunft von Fler ein. Dass Fler bisher der Forderung von Bushidos Anwälten noch nicht nachgekommen ist, scheint nun harte Konsequenzen für ihn zu haben. In einem Dokument, das dem Tagesspiegel vorliegt, heißt es: „Auf Antrag des Gläubigers (Bushido) wird gegen den Schuldner (Fler) (...) die Haft angeordnet, um die Abgabe einer Vermögensauskunft (...) zu erzwingen, weil der Schuldner in dem zur Abgabe der Vermögensauskunft bestimmten Termin am 09.05.2023 (...) trotz ordnungsgemäßer Ladung ohne ausreichende Entschuldigung nicht erschienen ist.“

Laut der Tageszeitung heißt das also, dass Fler wahrscheinlich Schulden bei Bushido hat. Wie es weiter heißt, ist der Schuldner in so einem Fall eigentlich dazu verpflichtet, „zum Zwecke der Vollstreckung einer Geldforderung“ Auskunft über sein Vermögen zu geben. Dazu gehören auch „Vermögensgegenstände und entgeltliche Veräußerungen an ihm nahestehende Personen“. 

Es war nicht das letzte Mal, dass die beiden sich rechtlich auseinandersetzten ...

Konflikt #7: Wem gehört der Merch?

Im November 2023 begann der Prozess vor dem Landesgericht in München, indem Bushido seinen alten Schulfreund verklagte. Darüber berichtete die Bild. Es geht um ein altes Projekt der beiden: „Carlo Cokxxx Nutten“. Das Album gilt als Meilenstein in der Karriere von Bushido und Fler und wird seit 2013 vom Hip-Hop-Magazin „Juice“ zu den fünf „Gangsta-Rap-Essentials“ Deutschlands gezählt. Der Streit um die Rechte an dem kontroversen Albumtitel schwelt schon seit geraumer Zeit. Nun hat Bushido Klage vor dem Landgericht München I eingereicht und fordert unter anderem die Vernichtung einer Lederjacke. Denn Fler hatte neben Fanartikeln wie T-Shirts oder CDs auch eine Jacke über das Internet verkauft, auf der ein Logo mit einem Butterfly-Messer (Klappmesser) und der Aufschrift „Carlo Cokxxx Nutten“ prangt.

Laut einer Vereinbarung aus dem Jahr 2007 mit „Aggro Berlin“ soll Bushido jedoch die alleinigen Markenrechte, insbesondere für Bekleidungsartikel und andere Druckerzeugnisse, besitzen. Fler bestreitet das. Unter anderem vertrieb Fler eine Fanbox mit einer Doppel-CD und der besagten Lederjacke. Der Streitwert beläuft sich auf 125.000 Euro. Zusätzlich fordert Bushido den Rückruf der im Internet verkauften Artikel und deren anschließende Vernichtung. 

Zur Verhandlung erschienen die Rapper nicht, nur ihre Anwälte kamen. Fler sei zudem sogar untergetaucht. Er würde per Haftbefehl gesucht, da er Gerichtskosten nicht bezahlt habe, berichtet Bild weiter.

Ob die beiden sich von dem Streit jemals erholen werden?

Konflikt #8: Bushido kauft Flers Wohnung und führt ihn vor

Und es ist noch lange nicht Ruhe zwischen den beiden Rappern. Bushido hat im November 2024 auf Instagram einen Einblick in eine Berliner Wohnung gegeben, die angeblich einmal seinem Rivalen Fler gehörte. Diese Immobilie an der Billy-Wilder-Promenade wurde im September zwangsversteigert. Im Video führt der „Dark Knight“-Interpret durch die Zimmer und zeigt dabei persönliche Gegenstände seines Erzfeindes, die dort zurückgeblieben sind. Darunter auch Briefe, die vom Deutschen Inkassodienst stammen und an Patrick Losenský – Flers bürgerlichen Namen – adressiert sind. „Ey Fler, tut mir leid, aber ich will dich jetzt nicht runtermachen oder so, aber ich muss trotzdem mal gucken“, kündigt er an und liest vor, dass Fler der Telekom 1.212,92 Euro schulden würde. Ein weiterer Punkt, über den sich Bushido lustig macht, ist ein Fund im Badezimmer. Im Kulturbeutel von Fler findet er Kamagra, was ein bekanntes Potenzmittel ist. 

Die Echtheit der gezeigten Szenen ist jedoch nicht eindeutig bestätigt. Zwar fand die Zwangsversteigerung der Wohnung in der Billy-Wilder-Promenade 42 tatsächlich statt, und der Verkaufspreis lag bei 500.040 Euro. Ob Bushido jedoch, wie er selbst andeutet, tatsächlich der Käufer ist, bleibt laut Medienberichten ungewiss.

Wie fand Fler wohl diese spezielle Wohnungsbesichtigung?

So reagiert Fler auf die Roomtour von Bushido

Eine Antwort von Fler ließ nicht lange auf sich warten. Ebenfalls via Instagram richtete der „Deutscha Bad Boy“-Interpret seine Worte in einem Post direkt an seinen Erzfeind und kann sich einen Seitenhieb nicht verkneifen: „Meine Studiowohnung kannst du gerne haben. Der Letzte, der da gelebt hat und auf der Couch geschlafen hat, war dein alter Freund Animus. Du kannst dich bei ihm über die Unordnung beschweren.“ Die Briefe, die in Flers alter Bleibe gefunden wurden, sollen mittlerweile auch drei Jahre alt sein. Und natürlich darf eine Info am Ende nicht fehlen: „P.P.S.: Es gibt übrigens viele Mädels aus deinem Freundeskreis, die diese Wohnung schon viel früher kennengelernt haben.“ Die Aufmerksamkeit scheint Fler zu genießen, denn er nimmt sich weiterhin passende Trigger zum Anlass, gegen seinen ehemaligen Kumpel zu schießen.