Michaela Rose von Arabesque im Interview: „Das war für mich ein Ritterschlag!“

Durch die Band Arabesque wurde Michaela Rose Ende der 70er Jahre bekannt. Soundground hat die Sängerin zu einem Interview getroffen.

Michaela Rose ist das einzige verbliebene Gründungsmitglied der Band Arabesque.
Quelle: Michaela Rose

Michaela Rose will es nochmal wissen! Mit über 30 Millionen verkauften Tonträgern weltweit und unvergesslichen Hits wie „Friday Night“, „Marigot Bay“, „Hello Mr. Monkey“ und „Midnight Dancer“ eroberte die Sängerin zusammen mit ihrer Band Arabesque in den 70er und 80er Jahren die Musikwelt im Sturm. Seit ihren Anfängen sind einige Jahre vergangen und die charismatische Schweizerin, die in Frankfurt am Main lebt, hat seitdem viel erlebt – und leider war nicht alles davon gut. Doch es gibt großartige Neuigkeiten: Michaela Rose hat neue Musik im Gepäck. Zusammen mit Soundground spricht sie im Interview über ihre Karriere, die Schattenseiten, die die Arbeit im Musikbusiness mit sich bringt und verrät, wie es dazu kam, dass ein bekannter Hollywoodstar in ihrem neuesten Musikvideo zu sehen ist.

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Soundground: Arabesque gibt es jetzt seit fast 50 Jahren, wenn ich die Unterbrechungen mal nicht mit einbeziehe. Wie kam damals die Band zustande?

Michaela Rose: Bei mir war es so: Ich habe mit 15 einen Nachwuchswettbewerb gewonnen, so nannte man das damals noch. (lacht) Den habe ich dann auch gewonnen. 1975 war das. Da war eine kleine Record Company, die auch immer neue Leute suchte. Die hatte mich dann gleich unter Vertrag genommen und wollte mich dann eben auch an eine richtig große Plattenfirma vermitteln.1976 war ich geladen bei Melodie der Welt. Das ist ein sehr großer Musikverlag aus Frankfurt. Der wollte eine Gruppe wie Boney M. bilden. Dafür wurden drei Mädchen gesucht. Mein Management Youngstar Records hatte mich hingeschickt und da wurde ich dann unter ungefähr 5.000 Damen ausgesucht. Es kamen noch zwei weitere Frauen hinzu. Wir sollten dann auf einen fertigen Song performen und uns ein bisschen bewegen. Das fanden die Verantwortlichen direkt klasse und der Texter John Möhring, der uns zu der Musik bewegen sah, sagte: „Ihr tanzt ja wie eine Arabeske.“ Und so wurde der Name geboren. Wir wurden quasi zusammengewürfelt. 1977 haben wir dann unsere erste Single rausgebracht. „Hello Mr. Monkey“ hieß die.

Soundground: Und die wurde ja schon ein Riesen-Hit, aber nicht hier in Deutschland. 

Michaela Rose: Genau. Dafür aber in Japan. Da kennt heute noch jeder die Nummer. Sie war über 42 Wochen auf Platz 1 in den dortigen Charts und zwar nicht nur in den internationalen, sondern auch in den nationalen Charts, was bisher noch keiner europäischen Gruppe gelungen war. Und in Deutschland wurde sie eingestampft, weil sie dort niemand hören wollte. (lacht) So unterschiedlich sind die Geschmäcker.

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Soundground: „Margiot Bay” ist in Deutschland dafür euer erfolgreichster Hit gewesen, obwohl die Single auch hier nicht für den ganz großen Durchbruch gereicht hat. Dafür wurdet ihr international ziemlich gefeiert. 

Michaela Rose: Ja, das Lied mochten hier viele. Da hatten wir auch, glaube ich, die Chartplatzierung 8. Aber damals wurde halt nicht so richtig in Werbung investiert. Wir waren eher der Prophet im eigenen Land. Ich finde es wirklich sehr, sehr schade, dass wir national nicht so bekannt waren. Dafür waren wir halt im Ausland wirklich gut bekannt. Speziell in Asien, was wir damals überhaupt gar nicht wussten, weil es den Eisernen Vorhang noch gab. Und auch in der ehemaligen Sowjetunion. Das habe ich erst erfahren, nachdem ich dort angefangen habe, wieder zu touren. Das war 2006. Da habe ich mich neu formiert, mit neuem Damen. Das kam, weil ein Bekannter von mir auf einem Fanportal geschrieben hatte, dass er mich und die Band Arabesque kennt. Und die Portale sind ja international und das hat wiederum in Russland ein Musikagent gelesen, der sich dann an ihn gewandt hat, er möchte sofort den Kontakt zu mir, wir wären ja super bekannt da drüben. In Japan haben wir damals auch eine Tournee gemacht. Man muss einfach sagen, die Komponist*innen und die Plattenfirmen, die haben sich halt wirklich dumm und dämlich an uns verdient, weil wir sind ja „nur die Interpreten“ gewesen, die damals natürlich auch mit kleinen Lizenzverträgen abgespeist wurden, weil wir es nicht besser wussten. Das muss man auch mal dazu sagen. Es ist einfach so. So ungefähr war das halt, was jetzt Deutschland anbelangte. Also unser Komponist, das ist vielleicht noch erwähnenswert, ist ja der Jean Frankfurter. Jean Frankfurter ist in Deutschland schon ein Name und hat auch Helene Fischer groß gemacht, hat fast alles für sie in ihren Anfängen geschrieben und hat auch andere Künstler*innen groß gemacht. Der hat Arabesque-Titel zum Beispiel auf Deutsch gemacht und von anderen interpretieren lassen. 

Es wurden in der Vergangenheit einige Songs von Arabesque gecovert.
Quelle: IMAGO / brennweiteffm

Soundground: Ach guck, von wem denn zum Beispiel?

Michaela Rose: Das Erste, was gemacht wurde, hieß „Take Me, Don't Break Me“. Das wurde von einem Künstler namens Benny als „Montag ist Schontag“ auf Deutsch interpretiert. (lacht)

Soundground: Wow! (lacht ebenfalls)

Michaela Rose: Ja, und Gabi Baginski hat „Marigot Bay” auf Deutsch gemacht. Bei den anderen müsste ich nochmal nachrecherchieren. Es gab in den vergangenen Jahren aber immer wieder einige Neuauflagen. Wir haben einen Titel, der heißt “In the Heat of a Disco Night”. Der wurde jetzt schon ein paar Mal von ausländischen DJs neu gemacht.

Michaela Rose von Arabesque hat sich für einige Jahre in eine Bandpause verabschiedet.
Quelle: Anna-Lena Kramer

Soundground: Es gab allerdings auch eine musikalische Pause in deinem Lebenslauf. Wie kam es dazu?

Michaela Rose: Ich habe immer gedacht: Wenn es mit der Musik nicht mehr sein soll, dann gibt es auch noch andere Dinge im Leben. Und zu dem Zeitpunkt der längeren Pause war bei mir im Leben sehr viel Nicht-Schönes passiert. Das musste ich dann alles erstmal aufarbeiten und für mich auf die Reihe bekommen. Deswegen habe ich gesagt, okay, Musik war jetzt ein Teil. Und jetzt muss ich erstmal meine Wunden lecken und schauen, dass ich wieder irgendwie auf die Beine komme. 13 oder 14 Jahre später habe ich einen Jazzmusiker kennengelernt, der mein Lebensgefährte wurde. Er hat mich erst wieder dazu gebracht, über Musik nachzudenken oder mit ihm auch ein paar Sachen zu machen und öffentlich aufzutreten. Da habe ich gemerkt, dass sehr lange der musikalische Teil in mir brach lag. Trotz all der Schicksalsschläge, die ich zwischendurch erleiden musste, bin ich froh, dass ich mich mit mir und meinem Leben auseinandergesetzt habe und heute fein damit bin, wie es verlaufen ist. 

Michaela Rose von Arabesque ist sehr spirituell.
Quelle: IMAGO / brennweiteffm

Soundground: Hat dir deine Spiritualität dabei vielleicht ein Stück weit geholfen?

Michaela Rose: Auf jeden Fall. Ich entdecke mich ja auch immer wieder neu. Als junges Mädchen war ich ein zutiefst unsicherer Mensch. Das stammt aus meiner Herkunftsgeschichte. Ich musste vieles um mich herum recherchieren und aufarbeiten. Da waren wirklich sehr unschöne Dinge dabei. Es sind Sachen passiert, die ich erstmal verdauen musste. Ich war ja wirklich ganz am Boden wieder, ich hatte nichts mehr. Ich habe auch lange gedacht, ich bin überhaupt nichts wert als Frau. Ich konnte nichts annehmen und das Selbstvertrauen oder Zutrauen oder überhaupt Grundvertrauen, das musste ich mir ganz hart wieder zurück erarbeiten und das habe ich persönlich in der Spiritualität gefunden. Ich bin nie einem Guru gefolgt, da war ich immer sehr geschützt. Ich bin auch nie irgendwelchen Drogen oder Männern, die mich aushalten wollen, verfallen. Aber ich hab mir halt eben auch alles allein erarbeitet. Durch Spiritualität habe ich einfach ein anderes Verständnis für Menschen bekommen, weil mich Menschen schon immer interessiert habe. Ich wollte schon immer wissen, warum der Mensch so ist, wie er ist, warum er handelt, wie er handelt und so weiter. Ich habe vor allem keine große Angst mehr vor Enttäuschungen, weil eine Enttäuschung kannst du nur haben, wenn du dich täuschen lässt. Das einschneidendste Erlebnis war, als ich von heute auf morgen ohne Ängste aufgewacht bin. Ich habe Tools gelernt, die mich aus der Depression schnell wieder rausholen. Natürlich habe ich meine Phasen, in denen es mir nicht gut geht, wo ich traurig bin und so weiter. Aber ich weiß immer, das sind Phasen und ich weiß auch selber, das ist jetzt eine Stimmung, okay, du kannst die jetzt mal haben für ein, zwei Tage und dann musst du dich aber bitte auch wieder raus holen. Das kann ich ganz gut. Meine eigene Entwicklung hört nie auf.

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Soundground: Nach Regen kommt ja bekanntlich Sonnenschein – und hier ist der Sonnenschein dein neuer Song „Music Is Always The Key”. Der steht aktuell in den Startlöchern (Release: 05. Juli 2024). Wie kam dir die Idee zu dem Song?

Michaela Rose: Ich war vergangenes Jahr im November international auf Tour. Da gab es einige Künstler*nnen, die kein Englisch gesprochen haben. Aber trotzdem hat man sich einfach super gut verstanden. Und da kam dann plötzlich in der Nacht dieser Blitz in mich hineingefahren, weil ich so erfüllt war, dass man sich eigentlich auf einer Ebene wunderbar verstehen kann, völlig egal, ob man die Sprache spricht oder nicht. Und da ist quasi der Song entstanden. Und das ist für mich einfach wirklich ein Herzensprojekt, weil ich auch ein Mensch der Kommunikation bin. Wenn du singst, kommunizierst du ja auch und du zeigst deine Gefühle nach außen. Und du willst auch jemanden erreichen. Ich versuche in jedem Land gleich ein paar Brocken von der Sprache zu lernen, damit ich in Kontakt mit Menschen komme. Und ich persönlich bin sowieso der Meinung, wenn man nicht miteinander spricht, dann hat alles keinen Sinn, weil dann kein Verständnis möglich ist. Das ist grundsätzlich auch mein Gedanke. Und wenn ich jetzt halt schon auf dem musikalischen Wege unterwegs bin, denke ich mir, kann ich auch so Emotionen und Gefühle transportieren. 

Soundground: Man sieht das Glitzern in deinen Augen, wenn du über dieses Lied sprichst. Es scheint echt ein besonderes Werk für dich zu sein.

Michaela Rose: Das ist es auch. Ich habe mir vorher nie zugetraut, etwas zu komponieren. Texte hatte ich schon öfter geschrieben. Da bin ich ganz gut drin. Aber dass da plötzlich eine Melodie in mich gefahren ist … Ich habe immer gedacht, das bin ich gar nicht selbst, das ist gechannelt oder so. (lacht) Vielleicht sollte ich mir da wieder ein bisschen mehr zutrauen. 

Soundground: Dein Musikvideo ist aber auch besonders, nicht wahr? 

Michaela Rose: Ach, stimmt. Ich war kürzlich drüben in den USA und da durfte ich aufgrund eines gemeinsamen Filmprojekts, einem Krimi namens „Beautiful”, der 2025 erscheinen wird, den Schauspieler Eric Roberts, den Bruder von Hollywood-Ikone Julia Roberts, sowie seine Frau Eliza kennenlernen. Die waren ganz begeistert von dem Song. Das haben die mir sogar auch noch auf Video gesagt. Und Eric hat sich dann sogar noch dazu hinreißen lassen, in meinem Musikvideo mitzuspielen. Das war für mich tatsächlich wie ein Ritterschlag.

Michaela Rose ist für ihre 60+ Jahre noch ziemlich fit.
Quelle: IMAGO / brennweiteffm

Soundground: Einfach Wahnsinn. Du sprühst trotz deines Alters noch immer vor Energie. Da werden vermutlich einige Gleichaltrige zu dir aufschauen. Was ist dein Geheimnis für eine gute Gesundheit? 

Michaela Rose: Das hat mit Selbstverantwortung zu tun. Selbstverantwortung passt in alles, was in deinem Leben vorkommt, aber eben auch auf deine Gesundheit. Also ich weiß ganz genau, was mein Körper verträgt und was er nicht verträgt. Natürlich schlage ich auch über die Strenge, sonst wäre ich immer noch rank und schlank wie in ganz jungen Jahren.(lacht)  Aber dann kommt natürlich auch so ein bisschen der Genuss hinzu, ach, das gönnst du dir, das magst du. Weil ich dann eben aber auch vertrage, dass es natürlich dann irgendwo ansetzt. Das ist nun mal die andere Kehrseite der Medaille. Aber entweder Genuss und Hingabe oder halt eine Grippe bekommen. Aber auch da höre ich einfach auf mein Bauchgefühl.

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Soundground: Hast du dir eine Deadline gesetzt, wie lange du noch auf der Bühne stehen möchtest?

Michaela Rose: Das hängt wirklich immer von den Möglichkeiten ab, einfach von mir selbst körperlich gesehen. Das ist ja klar. Wie lange ich das auch noch kann. Und dann natürlich auch, wie lange das Publikum überhaupt noch Spaß daran hat, mich zu sehen oder unsere Lieder zu hören. Ich mache keine langwierigen Pläne mehr. Wir wissen doch nicht, was morgen ist. Wir müssen flexibel bleiben in unserem Tun und in unserem Kopf und uns auf neue Dinge versuchen, schnell einzustellen. Das ist das, was ich quasi durch mein Berufsleben gelernt habe. Du musst dich jeden Abend, wenn du auf dem Konzert bist, auf neue Menschen einstellen. Also das bin ich gewöhnt. Trotzdem ist es nicht minder anstrengend. Aber solange es irgendwie geht, ist es ein Großteil meines Seins und meines Lebens und es macht mir Spaß und ich habe Freude dran. Solange es möglich ist, möchte ich es natürlich gerne machen.

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