Nemo gewinnt den Eurovision Song Contest 2024 – aber kaum jemand hat die Panne bemerkt
Der Eurovision Song Contest 2024 ist nun vorbei. Dennoch lohnt es sich, dass wir uns nochmal einen Überblick über die High- und Lowlights verschaffen!
In Deutschland hegt man beim Eurovision Song Contest seit mehreren Jahren wenig Hoffnung: Denn seit dem spektakulären Sieg von Lena Meyer-Landrut im Jahr 2010 war in den letzten Jahren – abgesehen von dem vierten Platz von Michael Schulte – kein großer Triumpf, geschweige denn eine Platzierung oberhalb des 20. Rangs in Sicht. Der Satz „Germany – Zero Points“ hat sich mittlerweile kläglich in unsere Köpfe eingebrannt. Nachdem 2023 die Band Lord of The Lost mit ihrem Song „Blood and Glitter“ beim ESC auch auf dem letzten Platz landete, soll es diesmal einfach klappen. Auf den folgenden Seiten lassen wir den 68. ESC im Jahr 2024 noch einmal ein wenig mit all seinen High- und Lowligjts Revue passieren.
Starten wir mit einem kleinen Rückblick vor dem großen Finale.
Isaak Guderian wird Deutschland beim ESC 2024 vertreten
Erneut wurde in einem Vorentscheid in der ARD entschieden, welcher Künstler oder welche Künstlerin Deutschland beim Eurovision Song Contest vertritt. Durch die Entscheidung der Jury und der Zuschauer*innenstimmen setzte sich am Ende der 29-Jährige Isaak unter den neun Kandidat*innen durch. Auch Marie Reim, Tochter der Schlagerikonen Michelle und Matthias Reim ging an den Start, landete am Ende mit ihrem Song „Naiv“ aber nur auf dem 6. Platz. Größter Konkurrent war wohl Max Mutzke, der mit „Forever Strong“ knapp hinter Isaak landete und vor 20 Jahren bereits am ESC teilnahm. Die Rückkehr auf die große Bühne wird damit nicht erfolgen. So ist aber Platz für einen neuen Künstler!
Doch wer ist Isaak überhaupt und welchen Song wird er performen?
Mit dem Song geht Isaak beim Eurovision Song Contest an den Start
„Always On The Run“ heißt der Song des auserwählten ESC-Vertreters. Im Fokus seines Hits stehen Gegensätze, die einen im Leben begleiten. Glück und Sorgen, Selbstzweifel und Selbstsicherheit, Licht und Schatten – all diese Kontraste will Isaak transportieren. Das spiegelt sich auch in dem Sound und seiner kraftvollen Stimme wider. So gibt es Passagen, die fast schon an eine Ballade erinnern, aber auch wieder starke Teile, die für Gänsehaut sorgen. „Musik ist der einzige Zufluchtsort, bei dem ich so sein kann wie ich bin. Hier ist alles erlaubt. Keine Schubladen, kein System, keine Ordnung. Pure Emotionen, ein Spielplatz, der nicht nur für Kinder ist. Und jeder kann es verstehen – ob es in seiner Sprache ist oder nicht“, sagt der Sänger selbst. Ähnlich wie damals Lena Meyer-Landrut strebt er einen schlichten Auftritt an. So wolle er ein Outfit tragen, in dem er sich wohlfühlt und sich selbst treu bleibt. Außerdem macht er klar: „Ich tanze nicht.“ Ohne viel Tamtam soll der Auftritt für die richtigen Emotionen beim Publikum sorgen.
Kurz nach seines Vorentscheid-Triumphs sorgte sein Song für Aufregung:
Isaak muss für den ESC seinen Song zensieren
Da guckt der Sänger aber ziemlich dumm aus der Wäsche! In seinen Lyrics im Song „Always On The Run“ gibt es folgende Textzeile: „No one gives a shit about what’s soon to come“. Übersetzt bedeuten die Worte so viel wie „Niemand schert sich darum, was uns bald ins Haus steht“. Doch genau diese Textzeile wird nun zu einem Problem. Denn das Reglement vom ESC besagt, dass „Texte, Ansprachen und Gesten politischer Natur während des Contests untersagt sind“. Das Wort „shit“ darf demnach nicht mehr im Text während Isaaks Performance in Malmö vorkommen und der Künstler muss seinen Song zensieren. Eine Lösung hat der Musiker laut Schlager.de schon gefunden. „Da kommt dann irgendwie so ein 'shhh', oder so“, gab er zuversichtlich an. Das solle so kein Problem mehr darstellen.
Tatsächlich ist Isaak gar nicht so unbekannt wie mancher jetzt denken mag:
Isaak bei „X Factor“: Erster TV-Auftritt in Castingshow
Tatsächlich tauchte Isaak Guderian beim Vorentscheid zum Eurovision Song Contest nicht zum ersten Mal öffentlich in Erscheinung. Zu Schulzeiten zauberte er mit seiner Stimme Passant*innen durch Straßenmusik ein Lächeln ins Gesicht. 2011 nahm er dann bei der Castingshow „X Factor“ teil und haute vor allem Jurorin Sarah Connor vom Hocker. Hier performte er „Wonderwall“ von Oasis – im Alter von nur 15 Jahren. Später machte er sich als Sänger selbstständig und trat vor allem auf Events und Veranstaltungen auf. Die Corona-Pandemie war dann nochmal eine besondere Herausforderung, die ihn zur Arbeitslosigkeit brachte. Doch er gab nicht auf: Im Mai 2021 gewann er die digitale Talentshow von Streamer Knossi „Show your Talent“. Und privat? Er ist seit Kindertagen mit seiner Ehefrau Loreen zusammen. Gemeinsam haben sie zwei Kinder!
Apropos Ehefrau: Hier ereignete sich ein übler Patzer in der Show!
Panne: Barbara Schöneberger leistet sich Patzer beim ESC-Vorentscheid
Eigentlich gilt Barbara Schöneberger als routinierte Moderatorin – schließlich führt sie nicht nur seit Jahren durch den deutschen Vorentscheid, sondern moderiert auch andere TV-Shows. Doch nun ist ihr ein peinlicher Patzer unterlaufen, der für einen echten Cringe-Moment im TV sorgte! Denn eigentlich wollte die Moderatorin nur Isaaks Ehefrau Loreen interviewen, doch peinlicherweise gerät sie an die falsche Frau! „Jetzt freue ich mich, eine Frau kennenzulernen – nämlich Loreen“, kündigt die Moderatorin beim Gang durch die Reihen an. Dann bleibt sie bei einer Dame stehen, ist sich aber scheinbar unsicher: „Das müsstest du sein. Bist du Loreen?“ Spoiler: Es war nicht Loreen. Hier hatte sich die Moderatorin wohl zu schlecht vorbereitet und so wird sie nach einem Hinweis der Regie zur echten Loreen geführt. Natürlich begleitet von den Lachern der Zuschauer*innen.
Wie stehen eigentlich die Chancen auf den Sieg? Bei den Buchmachern sieht es so aus:
Wie stehen die Chancen für Deutschland?
Es steht natürlich noch in den Sternen, welches Land am Ende den ESC 2024 gewinnen wird, doch schon jetzt herrscht reger Betrieb bei den Buchmachern im Wettbüro. Denn obwohl noch nicht mal alle teilnehmenden Ländern ihre/n Starter*in nominiert haben, kann man jetzt schon Wetten auf den Sieg abschließen. Zwar sind in Deutschland derartige Glücksspiele nicht erlaubt, doch im Ausland sieht das dafür ganz anders aus. Das Fachmagazin Eurovisionworld trägt jedes Jahr die Wettquoten zusammen – und für Deutschland sieht es auch diesmal gar nicht gut aus. So sanken die deutschen Siegchancen nach dem Vorentscheid deutlich. Vor der Auswahl des Songs „Always On The Run“ wurde Deutschland noch an achter Stelle des Rankings geführt. Doch nach dem Vorentscheid findet sich Isaak plötzlich auf Rang 16 wieder. Besonders bitter ist wohl, dass vor ihm sogar noch Länder stehen, die noch gar keinen Song ausgewählt haben! Und wer hat die besten Chancen auf den Sieg? Schweden, Island, Kroatien und die Schweiz gelten als Favoriten ...
Vielleicht läuft es für Deutschland diesmal ja doch besser als gedacht. Immerhin gibt es eine Regeländerung:
Regeländerung beim ESC
Wie wir wissen, gehört Deutschland zu den Big Five vom ESC und steht damit automatisch im Finale. Auch für die anderen Geldgeber erstmal ein Vorteil, doch diese Regel hat auch ihre Schattenseite. So sehen die Zuschauer*innen die Acts von Deutschland, Frankreich, Spanien, Italien und Großbritannien nur ein Mal und nicht selten landen sie auch im Finale auf den hinteren Rängen. Mit einer neuen Regel soll das jetzt geändert werden: Nun sollen die Big Five auch in den beiden Halbfinals performen – jedoch ohne befürchten zu müssen, rauszufliegen. Die Acts sind weiterhin sicher im Finale. „Wir halten das für gerechter“, heißt es von Seiten des ESC. Aber es gibt noch eine weitere Änderung: Zu Beginn des Finales werden die Telefonabstimmung und das Online-Voting dieses Jahr sofort freigeschaltet, das heißt sobald der erste Auftritt beginnt. Dadurch haben Zuschauer*innen die Möglichkeit, ihre Stimme direkt nach dem Live-Erlebnis abzugeben, anstatt wie bisher erst nach der zweiten Hälfte der Show, wenn Zusammenfassungen gespielt wurden.
Doch es gibt noch etwas Neues:
Weitere Änderung: ROW-Voting wird eingeführt!
Der Eurovision Song Contest ist weltweit beliebt, doch bisher konnten nur Zuschauer aus den teilnehmenden Ländern abstimmen. Das ändert sich mit dem neuen „Rest of the World“-Voting. Dies ermöglicht es Zuschauer*innen aus Ländern, die nicht teilnehmen, per App oder über eine eigene Voting-Website abzustimmen. Die Nichtteilnehmerländer haben dabei einen Vorteil, da sie jeweils ab 00:00 Uhr des entsprechenden Tages für die Halbfinals und das Finale abstimmen dürfen und somit fast 24 Stunden Zeit haben. Am Ende werden die ROW-Stimmen zusammengezählt und wie die Stimmen aus einem einzelnen Land gewertet.
Eine weitere Änderung hat sich schon im vergangenen Jahr angekündigt:
Thorsten Schorn wird neuer ESC-Kommentator
25 Jahre lang hat Peter Urban den Eurovision Song Contest kommentiert. Im vergangenen Jahr tat er dies zum letzten Mal. Nun musste ein Nachfolger her. Dieser wurde wenige Wochen vor dem großen Finale im Jahr 2024 gefunden. Kein Geringerer als Thorsten Schorn wird das Kommentatorenerbe von Peter Urban antreten. Der Radiomoderator wird die beiden ESC-Halbfinale am 7. und 9. Mai sowie das große Finale am 11. Mai begleiten. Besonders bekannt mag er einigen Zuschauer*innen von „Shopping Queen“ und der dazugehörigen Promi-Ausgabe sein. Denn für diese Produktionen ist er als Off-Sprecher bekannt.
Vor dem großen Finale gab es noch einen riesigen Aufschrei:
Kurz vorm Finale: Joost Klein wird vom ESC 2024 ausgeschlossen
Es war sein ganz großer Traum, am Eurovision Song Contest teilzunehmen – und dazu galt er als einer der ganz großen Favoriten auf den Sieg. Doch am Morgen des Finaltags steht fest: Joost Klein wird vom ESC 2024 disqualifiziert. Doch warum? In einem Statement des niederländischen Sender AVROTROS heißt es: „Nach dem Auftritt vom letzten Donnerstag kam es zu einem Zwischenfall. Entgegen klar getroffener Absprachen wurde Joost gefilmt, als er gerade von der Bühne kam und in den Greenroom eilen musste. In diesem Moment gab Joost wiederholt zu verstehen, dass er nicht gefilmt werden wolle. Dies wurde nicht respektiert. Dies führte zu einer bedrohlichen Bewegung von Joost in Richtung der Kamera. Joost hat die Kamerafrau nicht berührt. Dieser Vorfall wurde zur Anzeige gebracht, woraufhin eine Untersuchung durch die EBU und die Polizei eingeleitet wurde.“ Die Europäische Rundfunkunion äußerte sich ebenfalls zu der Debatte. „Wir pflegen eine Null-Toleranz-Politik gegenüber unangemessenem Verhalten bei unserer Veranstaltung und verpflichten uns, allen Mitarbeitern des Wettbewerbs ein sicheres Arbeitsumfeld zu bieten. Vor diesem Hintergrund gilt das Verhalten von Joost Klein gegenüber einem Teammitglied als Verstoß gegen die Wettbewerbsregeln.“
Die Fans des Niederländers wollten die Entscheidung allerdings nicht so einfach hinnehmen:
Während des Finales: Fans von Joost Klein feiern „Europapa“-Party
Die Entscheidung, dass der niederländische Sänger nicht mehr am ESC teilnehmen darf, stoß auf Verdruss bei seinen Fans. Viele kündigten an, den Wettbewerb deswegen zu boykottieren. Vor dem Austragungsort in Malmö spielte sich allerdings eine ganz andere Szenerie während des Finales ab. Denn dort versammelten sich Scharen an Joost-Fans, die den Song „Europapa“, mit dem der Künstler auftreten sollte, abspielten. Dazu tanzten sie und sangen lauthals mit. Damit hat wohl kaum jemand gerechnet. Auf Social Media wurden die Clips geteilt, die damit symbolisierten, dass sie hinter Joost stehen. Wie es um das Verfahren steht, was gegen den Musiker eingeleitet wurde, ist vorerst wohl für sie egal.
Auch diese Nation rückte in den Fokus der Medien:
Buhrufe für Israels Eden Golan während ihrer ESC-Performance
Obwohl der ESC immer wieder betont, eine Musikveranstaltung zu sein und dass Politik dort keine Rolle spielen soll, sah das in diesem Jahr ganz anders aus. Bereits im Vorfeld hatte es Kritik an der Teilnahme der israelischen Sängerin Eden Golan gegeben. Grund dafür ist der Krieg im Nahen Osten. Vor dem Finale stand die Musikerin wegen Anfeindungen unter Polizeischutz. Und damit noch nicht genug: Während ihrer Performance des Songs „Hurricane“ wurde sie auch noch vom anwesenden Publikum ausgebuht. Am Ende gab es jedoch für diejenigen, die die 21-Jährige für ihre Teilnahme am ESC kritisiert haben, eine ziemlich große Klatsche. Denn Israel landete nicht nur auf Platz 5, sondern bekam auch im Telefonvoting sagenhafte 323 Punkte!
Aber wie ging es denn nun für Deutschland aus?
Endlich: Deutschland nicht Letzter beim ESC! Isaak sichert sich den 12. Platz
Aufgrund der vergangenen Pleiten beim Eurovision Song Contest waren sich viele Fans des Wettbewerbs sicher: Das wird wieder nach hinten losgehen. Doch schon im Vorfeld hegten einige mit Isaak und seinem Song „Always On The Run“ Hoffnung. Und siehe da: Man sollte immer an Wunder oder in diesem Fall auch einfach mal an das Talent des Künstlers glauben. Denn der Musiker sicherte sich mit stolzen 117 Punkten den 12. Platz beim 68. ESC. Satte 99 Punkte bekam er von den verschiedenen Jurys der teilnehmenden Nationen, 18 Punkte gingen aus dem Televoting hervor. Damit ist das das beste Ergebnis für Deutschland seit 2018. Der BILD erzählte er im Anschluss der Veranstaltung: „Ich bin sehr happy über meinen 12. Platz und mit meinem Auftritt sehr zufrieden. Ich habe abgeliefert, wie ich es von mir erwartet habe. Das wusste ich schon, als ich das deutsche Finale gewonnen habe. Auch wenn in Deutschland einige meinten, wir würden mit mir in diesem Jahr beim ESC wieder nur den letzten Platz belegen.“
Nemo gewinnt für die Schweiz den Eurovision Song Contest 2024
Nachdem mit Joost Klein einer der Top-Favorit*innen kurz vor dem großen Finale aus dem Rennen genommen wurde, waren sich viele sicher, dass Kroatien das Rennen machen würde. Doch auch hier kam alles anders, als viele Zuschauende im Vorfeld gedacht haben. Denn für Baby Lasagna und dem Track „Rim Tim Tagi Dim“ reichte es nur für den zweiten Platz. Sieger des diesjährigen Wettbewerbs wurde der Schweizer Nemo mit dem Lied „The Code“. Der non-binäre Act toppte mit sagenhaften 591 Punkten sogar das Ergebnis der Vorjahressiegerin Loreen. Seinen Triumph zollte er mit einer Menge Dankbarkeit und Freudentränen.
Doch nur wenige Minuten nach seinem Sieg gab es vor laufender Kamera eine Panne, die kaum jemand mitbekommen hat:
Vor laufender Kamera: Nemo zerbricht ESC-Trophäe
Gerade gewonnen – und ein Traum geht direkt kaputt. Nemo konnte kaum fassen, den Sieg für Schweiz nach Hause geholt zu haben. Zu der Siegerehrung gehört es dazu, dass der Gewinnersong noch einmal performt wird und die begehrte Trophäe von dem Vorjahressieger oder der Vorjahressiegerin übergeben wird. So sieht es die Tradition vor. In diesem Jahr endete dieser Abschnitt etwas anders als erwartet. Der Schweizer Act wirbelte die Glastrophäe durch die Luft und stellte diese dann schwungvoll auf den Boden. Doch kaum jemand bemerkte, dass Nemo dabei ein Missgeschick passierte. Auf Instagram äußerte sich der Act daraufhin: „Ihr glaubt nicht, was gerade passiert ist. Ich habe den Eurovision wirklich gewonnen – und ich habe die Trophäe zerbrochen.“ Doch damit allerdings noch nicht genug. „Und dann habe ich mir meinen Daumen gebrochen. Das war wohl das Chaotischste, was jemals jemand getan hat“, gab Nemo an. Das Malheur wird wohl wirklich in die ESC-Geschichte eingehen.